Existenzgründer treffen Praxisabgeber

schluesseluebergabeDie Kassenzahnärztliche Vereinigung (KZV) Rheinland-Pfalz und die apoBank hatten sich etwas ganz Besonderes für Zahnärzte aus der Region ausgedacht: Ein gemeinsamer Fortbildungstag gab Praxisabgebern und Praxisgründern viel Raum für Kontakte und Gespräche. Rund 50 Gäste kamen in das Zahnärztehaus in Koblenz.

Für diesen besonderen Anlass stellte das „IWP-Institut Bicanski“ die zwei Referenten. Rechtsanwalt Prof. Dr. Vlado Bicanski referierte zunächst bei den abgabewilligen Zahnmedizinern die betriebswirtschaftlichen und steuerlichen Folgen einer Praxisübertragung, während Rechtsanwalt Theo Sander die jungen Mediziner durch die Fußangeln und Fallstricke einer geplanten Niederlassung führte. Er schilderte die vielfältigen Möglichkeiten, die heute den Beruf des niedergelassenen Zahnmediziners erleichtern können.

Als Beispiel sei die seit 2013 mögliche Sicherstellungsassistenz genannt, die Beruf und Familie in Einklang bringen können, etwa im Rahmen eines 36-monatigen Erziehungsurlaubs für Praxisinhaber. Dargelegt wurden im Weiteren die Bedingungen eines Praxiskaufvertrages in seinen vielfältigen Facetten sowie die Möglichkeiten der Zusammenarbeit in einer Kooperation.

Von Steuervorteilen und Niedrigzins profitieren

Im zweiten Vortragsraum erläuterte Prof. Dr. Vlado Bicanski derweil die finanziellen, wirtschaftlichen und steuerlichen Gestaltungsmöglichkeiten für Praxisabgeber. Dabei verwies er auf die steuerlichen Einsparmöglichkeiten; die steuerliche Behandlung des Praxisverkaufes ist bei korrekter Gestaltung stark begünstigt. Der Referent ging jedoch noch einen Schritt weiter und regte an, aktiv über den Umgang mit diesem Geldfluss nachzudenken. Aus diesem Grunde motivierte Prof. Bicanski mit den Worten: „Es geht um Ihr Lebenswerk und das soll auch nach dem Generationswechsel Früchte tragen.“

Prof. Bicanski brachte seine langjährigen Erfahrungen rund um die Finanzierung und Besteuerung auch bei den jungen Praxisgründern ein. Seine Aussage zugunsten einer Praxisübernahme war hierbei eindeutig: Selten, so führte er aus, seien die Rahmenbedingungen für junge Zahnmediziner so günstig gewesen wie heute. Historisch niedrige Zinsen und ein großes Angebot an Seniorpraxen seien verlockend für die kommende Zahnärztegeneration.

Wasserdichte Vertragsgestaltung

Derweil gab RA Sander der älteren Generation Hilfestellung bei den juristischen Untiefen des Praxisübergabevertrages. Dabei verschwieg er nicht, dass heute ein Angebotsmarkt herrsche, was zwar ein Vorteil für die jüngeren, aber eben auch eine Herausforderung für die abgabewilligen Zahnärzte sei. Er empfahl frühzeitig, am besten fünf Jahre vor der geplanten Praxisübertragung das Thema auf die persönliche Agenda zu setzen. Den meisten wurde schnell klar, was der Grund für diese Zeitempfehlung ist. Vielfältige vertragliche Bindungen, wie etwa im Rahmen des Mietvertrages, gehen nicht automatisch auf den Praxiskäufer über. Hier gilt es rechtzeitig Vorsorge zu treffen und den Vermieter ins Boot zu holen.

Klare Worte fand der Rechtsanwalt auch zu Arbeitsverträgen: Praxisverkauf ist laut Gesetz kein Kündigungsgrund gegenüber den Mitarbeiterinnen. Im Gegenteil: Hier tritt der Praxiskäufer automatisch in die Fußstapfen des Seniors ein. Und dies muss der Praxisabgeber den Mitarbeiterinnen rechtzeitig vorher mitteilen.

Sorgfalt walten lassen

Richtig vorbereitet, sagte Sander, kann der Generationswechsel in der Praxis aber gut gelingen. Dazu empfahl er den „weißen Ordner“. Dort gehören alle Praxisverträge und Unterlagen hinein, die für die Übertragung wichtig sind. Wer hier sorgfältig vorgeht und dem potentiellen Käufer Transparenz verschafft, darf mit durchaus reger Nachfrage rechnen.

Am Ende des Seminars hatten die Teilnehmer viele neue Erkenntnisse gewonnen, die sie im Beisein der Referenten diskutierten. Den meisten jüngeren Besuchern dürfte dabei klar geworden sein, dass der zahnärztlichen Beruf gerade mit und in der Selbstständigkeit gewinnt. Wesentliche Voraussetzung für einen guten Start in die Niederlassung ist eine gute Planung und Vorbereitung.

Monika Möller
IWP